OneCrowd Interview – Erfolg des Eigenfundings sowie deren Ziele und Chancen im crowdinvesting-Markt

Das OneCrowd-Eigenfunding wurde innerhalb kürzester Zeit mit einem Volumen von 1,3 Mio. Euro platziert. Was will OneCrowd mit dem akquirierten Kapital umsetzen?

Schon jetzt sind wir der größte Anbieter in Deutschland, der in allen drei Bereichen des Crowdinvestings – Unternehmen, nachhaltige Projekte sowie Immobilien – aktiv ist. Unser Ziel ist es, uns zu einem der drei führenden Anbieter europaweit zu entwickeln. Im vergangenen Jahr gab es eine wichtige rechtliche Weichenstellung, die Crowdinvesting-Plattformen die Internationalisierung erleichtert. Mit der European Crowdfunding Service Provider (ECSP) Verordnung wurde der einst fragmentierte europäische Crowdinvesting-Markt harmonisiert. Diese Chance wollen wir nutzen und künftig Projekte ausländischer Unternehmen auf unseren Plattformen anbieten sowie internationale Investoren ansprechen. Hierfür stehen Investments in die Plattformentwicklung und ins Marketing auf dem Plan.

Wir wollen jedoch nicht nur unseren geografischen Fokus, sondern auch unser Portfolio an Finanzierungsmodellen erweitern. Bereits jetzt bietet die OneCrowd Vermögensanlagen in Form von Nachrangdarlehen sowie Wertpapier-Emissionen über Anleihen oder Aktien an. Unser Ziel ist es, für jede Unternehmensphase – vom innovativen Startup über etablierte Wachstumsunternehmen bis hin zum Mittelständler – die passenden Finanzierungslösungen anzubieten. Perspektivisch hinzukommen könnten z. B. digitale Wertpapiere. So erschließen wir auch für die Crowd neue Investmentmodelle, die einen selbstbestimmten und kostengünstigen Aufbau eines individuellen Portfolios für jedermann schon mit kleinen Beträgen ermöglichen.

Das OneCrowd-Eigenfunding wurde als Anleihe aufgesetzt. Worin unterscheidet sich dieses Anlagekonstrukt von den klassischen Nachrangdarlehen oder Aktienemissionen wie z. B. Next2Sun? Was sind die Vor- und Nachteile aus Anlegersicht?

Der Unterschied zum Nachrangdarlehen ist zunächst einmal regulatorischer Natur. Nachrangdarlehen sind Vermögensanlagen, Anleihen zählen zu den Wertpapieren und unterliegen damit anderen gesetzlichen Grundlagen. Da wir als Crowdinvesting-Plattform aus rechtlicher Sicht keine Vermögensanlagen für uns selbst anbieten dürfen, war klar, dass das OneCrowd-Eigenfunding ein Wertpapier sein musste. Während es sich bei Aktien um klassische Eigenkapitalbeteiligungen und bei Nachrangdarlehen um sogenanntes mezzanines Kapital, d. h. eine Zwischenform zwischen Eigen- und Fremdkapital, handelt, sind Anleihen in der Regel Fremdkapital. Unsere Anleihe unterscheidet sich jedoch von vielen anderen Unternehmensanleihen, da wir nicht nur einen festen Zinssatz von 6,25 % p. a., sondern auch eine Erfolgsbeteiligung anbieten, die gezahlt wird, wenn die OneCrowd Gewinne erwirtschaftet und wenn es zu einem Exit kommt. Uns war es sehr wichtig, solche erfolgsabhängigen Komponenten zu integrieren, damit unsere Crowd nicht nur von der Planbarkeit fester Zinszahlungen, sondern auch von unserer positiven Unternehmensentwicklung profitiert.

Wie schätzt die OneCrowd die künftigen Entwicklungen im Crowdinvesting-Markt ein und welche Bereiche werden in der Zukunft eine größere Rolle spielen?

Crowdinvesting ist heute gefragter denn je – das zeigen Studien und das merken wir auch ganz direkt. Selbstbestimmtes digitales Investieren sowie Impact Investing, also Geldanlagen mit positiver ökologischer, gesellschaftlicher und sozialer Wirkung, sind derzeit die Mega-Trends, die die Finanzbranche verändern und von denen das Crowdinvesting stark profitiert. Im Jahr 2019 wurden in Deutschland bereits über 400 Mio. Euro mittels dieser Anlageform investiert – mittlerweile kann sich jeder dritte Deutsche vorstellen, sein Geld in Crowdinvesting-Projekte anzulegen. Auf Basis dessen erwarten wir ein jährliches Wachstum von 8,29 % (CAGR 2021-2025) und im Jahr 2025 ein Gesamttransaktionsvolumen von 3,1 Mrd. Euro im gesamteuropäischen Markt. Das Crowdinvesting hat sich also gerade erst warmgelaufen und setzt jetzt zum großen Sprung an, um die Finanzwelt zu revolutionieren.

Die OneCrowd publiziert ihre Crowdinvesting-Kampagnen auf den drei Plattformen Seedmatch, Econeers und Mezzany. Wird es zukünftig vielleicht nur noch eine Plattform geben, die alle Fundings bündelt?

Das ist aktuell nicht geplant. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, auf die Marken Seedmatch für Investments in innovative Unternehmen, Econeers für Investments in nachhaltige Unternehmen und Erneuerbare-Energien-Projekte sowie Mezzany für Immobilien-Investments zu setzen. Sie sind in ihren jeweiligen Segmenten sehr gut etabliert und profitieren unter dem gemeinsamen Dach der OneCrowd von vielen Synergieeffekten, werden jedoch auch zukünftig nach außen hin selbstständig agieren.

Einige Kampagnen, die auf einer der OneCrowd-Plattformen gefundet wurden, stellten sich auch in der bekannten TV-Startup-Show „Die Höhle der Löwen“ vor. Welche Fundings betrifft dies, was ist daraus geworden und inwieweit konnten bzw. können ggf. Investorinnen und Investoren davon profitieren?

Es gibt eine ganze Reihe von Fundings unserer Plattformen, die bereits in der “Höhle der Löwen” vertreten waren. Beispielhaft zu nennen sind SugarShape, flowkey, XLETIX, erdbär, toolbot, koawach und Kluba Medical. Bei einigen der Unternehmen bissen die Löwen zunächst an, etwa bei koawach. Unserer Kenntnis nach kam jedoch im Nachhinein keiner der Deals zustande. Die Sendung ist eben letztendlich eine Show und kein fundierter Investoren-Pitch, aber sie bringt vielen Unternehmen das, was sie ebenso gut gebrauchen können wie den großen Geldsegen: kostenlose TV-Reichweite und Markenbekanntheit. Der Hersteller von Koffein-Kakao koawach etwa hat uns verraten, dass der Traffic in seinem Online-Shop nach der Ausstrahlung der Sendung förmlich explodierte: Innerhalb von Minuten gingen 30.000 Bestellungen ein, die dem jungen Unternehmen seinen ersten Millionen-Umsatz bescherten. Auch Handelspartner und Großinvestoren wurden so auf koawach aufmerksam. Der Auftritt in der Sendung hat sich also mehr als gelohnt – solche Entwicklungen zahlen sich dann auch für die Crowd aus, die von der positiven Unternehmensentwicklung profitiert.

Über den Interviewpartner:

Johannes Ranscht ist seit 2017 Geschäftsführer der OneCrowd, dem Unternehmen hinter den drei Crowdinvesting-Plattformen Seedmatch, Econeers und Mezzany, und verantwortet insbesondere die Bereiche Vertrieb, Marketing, IT und Personal. Der Diplom-Betriebswirt war vor der Übernahme der Geschäftsführung bereits drei Jahre als Dealflow-Manager für den Vertrieb und die Akquise bei Seedmatch zuständig. Zudem konnte er bereits selbst Erfahrungen als Gründer und Geschäftsführer eines disruptiven Startups sammeln.