Hierzu wollen wir kurz auf die Aufgaben bzw. Ziele der Zentralbank eingehen, die u. a. über den gesteuerten Leitzins – der Zins für den Banken Ihr Geld anlegen oder „parken“ können – auf die Wirtschaft Einfluss nehmen können.
Das vorrangige Ziel der Zentralbank ist es, die Inflation bzw. das Preisniveau in den Ländern stabil zu halten. Sie gestaltet je nach Handlungsbedarf Ihre Geldpolitik expansiv oder kontraktiv, indem die Geldmenge erweitert oder reduziert wird. Wie diese angepasst wird und welche Auswirkungen das auf die Wirtschaft hat, wollen wir Ihnen kurz erläutern.
Bei der expansiven Geldpolitik soll von der Zentralbank die Geldmenge oder das Geldangebot vergrößert werden. Dies geht mit einem sinkenden Leitzins einher, wodurch die Banken leichter an Geld kommen. Dieses Geld wird zu ähnlichen Konditionen an die Verbraucher weitergegeben, wodurch u. a. die Inflation bzw. die Verteuerung der Preise gefördert wird, da mehr Geld im Umlauf ist. Ebenfalls hat diese expansive Geldpolitik auch einen unterstützenden Einfluss auf die Wirtschaft, da Gelder bei niedrigen Zinsen eher produktiv in Unternehmen investiert werden als auf festverzinslichen Sparkonten zu parken. Zudem können Unternehmen leichter und zu besseren Konditionen sich verschulden und mit mehr Geld arbeiten.
Bei der restriktiven Geldpolitik soll von der Zentralbank die Geldmenge oder das Geldangebot reduziert werden. Dies geht mit einem steigenden Leitzins einher, wodurch die Banken schwerer bzw. teuer an Geld kommen oder im Gegenzug lieber Ihr Geld zu besseren Konditionen bei der Zentralbank anlegen. Diese Konditionen werden an die Verbraucher weitergegeben, wodurch die Senkung der Preise gefördert wird, da weniger Geld im Umlauf ist. Ebenfalls hat die kontraktive Geldpolitik auch einen bremsenden Einfluss auf die Wirtschaft, da Gelder bei höheren Zinsen lieber festverzinslich angelegt werden und zudem Unternehmen zu schlechteren Konditionen Kredite aufnehmen können.
Seit der im Jahr 2008 entstandenen weltweit entstandenen Bankenkrise verfolgten die Zentralbanken eine immer stärker werdende expansive Niedrigzinspolitik, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Vermögenswerte wie Immobilien und Wertpapiere stiegen auf Rekordhöhe an. Demgegenüber mussten die klassischen risikolosen Sparer sich mit deutlich niedrigeren Zinsen zufrieden geben.
Im Jahr 2021 und insbesondere 2022 ist nicht nur in der Eurozone eine starke Inflation festzustellen. Alleine in Deutschland erwartet man im März 2022 eine Inflationsrate von über 6%.
Im Jahr 2021 ist die Verteuerung vieler Güter und Dienstleistungen sicherlich noch durch die Weltweite COVID-19-Pandemie und Produktionsengpässe zu begründen, die auch im Jahr 2022 noch nicht final überstanden ist.
Die im Jahr 2022 stark erwartete Inflation resultiert aber insbesondere aus gestiegenen Öl- und Gaspreisen sowie anderen schlecht verfügbaren Rohstoffen. Da beispielsweise die Europäische Zentralbank (EZB) eine Inflationsrate von um die 2% anstrebt, ist aus aktueller Sicht eine kontraktivere Geldpolitik mit einer Zinserhöhung notwendig. Doch wie stark müssten die Zinsen wirklich steigen und welche Nachteile hätte eine Zinserhöhung aus aktueller Sicht?
Wie zuvor erklärt müssten aktuell zur Bekämpfung der zu starken Inflation und zur Geldwertstabilität die Zentralbanken sukzessive die Zinsen in mehreren Schritten erhöhen. Die Federal Reserve (FED) erhöhte bereits im März 2022 das Zinsniveau um 0,25% und kündigte weitere Schritte an. Allerdings wurde in der Vergangenheit schon viel angekündigt, das letzten Endes nicht in die Tat umgesetzt wurde.
Definitiv die Bekämpfung der zu starken Verteuerung der Verbraucherpreise. Allerdings stellt sich die Frage, wie stark die Zinsen erhöht werden müssen, um eine Kompensation der starken Inflation zu erzeugen. Zudem ist die Frage, ob eine Zinserhöhung überhaupt einen Einfluss auf die stark gestiegenen Rohstoffpreise wie beispielsweise Öl und Gas hat.
Um aus Anlegersicht eine Inflation von über 6% zu kompensieren, müsste das Zinsniveau auf mindestens das Niveau der Inflationsrate steigen, damit Anleger überhaupt einen real postiven Zinsertrag generieren können. Dies wird schnell klar, wenn man sich die Formel „Realzins = Nominalzins – Inflationsrate“ verinnerlicht. Ob dieses Zinsniveau – nach mehreren Schritten der Zinserhöhung – realistisch ist, ist fraglich und aktuell sind wir sehr weit davon entfernt.
Ob die stark gestiegenen Rohstoffpreise mit einem gestiegenen Zinsniveau kompensiert werden können ist ebenfalls zu diskutieren. Durch die Kriegssituation zwischen Russland und der Ukraine werden Öl und Gas zunehmend knapper. Da ein knappes Angebot auf eine nach wie vor starke Nachfrage trifft, ist zumindest kurzfristig nicht mit einer Preissenkung zu rechnen.
Die Zahlungsunfähigkeit der Wirtschaftsinstitute und der innovative Nachholbedarf einiger Wirtschaftsbereiche wie beispielsweise Investitionen in die Digitalisierung, Infrastruktur und den Umweltschutz. Aufgrund der bisherig langen Niedrigzinsphase haben sich viele Wirtschaftsinstitute und Haushalte stark verschuldet. Ob deren Vorhaben auch bei einer deutlichen Zinserhöhung stabil bleiben, ist äußerst fraglich. Viele Privatleute haben Ihre hochpreisigen Immobilien mit niedrigen Zinsen finanziert und ob alle auch Ihre Zinszahlungen bei einer stärkeren Zinserhöhung um mindestens 3% leisten können, ist zu bezweifeln. Ebenfalls haben sich viele Unternehmen verschuldet, die sicherlich in ähnliche Zahlungsschwierigkeiten geraten könnten. Insbesondere neue Tech-Unternehmen, die großen Anteil an der innovativen Zukunft haben, sind meistens deutlich stärker verschuldet, als alteingesessene Unternehmen.
Was für und gegen eine Zinserhöhung spricht, haben wir zuvor erläutert. Doch wohin letzten Ende aus aktueller Sicht die Entwicklung geht, ist ganz schwer zu prognostizieren. Doch hat man in der Vergangenheit meistens eine Inflation gerne in Kauf genommen, um die Wirtschaft vor einem Zusammenbruch zu schützen. Partizipieren Privatleute durch die richtigen Vermögenswerte an Preiserhöhungen, so sind Sie wiederum auch in der Lage höhere Preise bei Investitionen oder dem Konsum von Gütern und Dienstleistungen zu zahlen.
Anleger sollten sich definitiv Gedanken über Ihre Geldanlagen machen und hierbei das Zinsniveau im Blick behalten.
Sollten die Zinsen wahrhaftig steigen, werden Geldanlagen wie beispielsweise das Festgeld oder Tagesgeld wieder attraktiver. Wobei man hierbei nach wie vor die Inflationsrate im Blick behalten sollte, die den realen Zins dann doch enorm reduzieren oder sogar negativ machen kann. Dies ist der Fall, wenn die Inflationsrate höher als der nominale Zinssatz ist. In diesem Szenario wird bzgl. der Kaufkraft das Vermögen kleiner werden.
Sollten die Zinsen weiterhin niedrig bleiben oder sogar negativ werden, sollte man sich auf Sachwerte oder breit gestreute höher verzinste Anlageoptionen im richtigen Mischverhältnis fokussieren. Genug Anlageoptionen mit Inflationsschutz wie beispielsweise Immobilien oder Wertpapiere kennt man bereits, doch ist meistens die Risikoaversion dafür verantwortlich, dass viele Anleger doch eine deutlich niedrigere Rendite für Sicherheit in Kauf nehmen. Aber vielleicht können Anleger durch Streuung Ihres Anlagekapitals Ihr Risiko deutlich reduzieren und dabei die Chance auf mehr Ertrag nutzen.
Eine Anlageform, bei der man sehr gut sein Kapital über viele Produkte streuen kann und bereits ab kleinen Mindestanlagesummen von um die 100 Euro pro Produkt investieren kann, ist das crowdinvesting.
Hierzu wollen wir Ihnen zwei interessante Links nicht vorenthalten:
» Was ist crowdinvesting?
» crowdinvesting Anlegerleitfaden
Wie so oft im Leben gibt es hierfür keine pauschale Antwort, denn es kommt auf die Mischung im Portfolio an. Hierbei spielen insbesondere Anlagekenntnisse, Vermögensverhältnisse, Risikopräferenzen sowie der permanente Geldbedarf eine Rolle und somit sollte jedes Portfolio individuell auf die Bedürfnisse abgestimmt sein.
Sie sollten im Bezug auf das Risiko immer das Verhältnis im Hinterkopf haben, je höher die Verzinsung oder Rendite prognostiziert ist, desto höher ist in der Regel das Risiko. Durch eine breite Streuung oder Diversifikation läßt sich dieses in Bezug auf das gesamte Portfolio jedoch reduzieren.
(Für Investments aus den Bereichen Immobilie, Umwelt, Unternehmen oder Gesundheit)